Danksagung
von Professor Dr.-Ing. Dr. h.c. mult. Hansjörg Sinn
Herr Präsident, verehrte Festversammlung!
Die Entgegennahme der Joachim Jungius-Medaille ist mir eine
Freude und große Ehre. Ich danke Ihnen. Durch die Wertschätzung
der Joachim Jungius-Gesellschaft fühle ich mich eingehüllt
in die viele Fächer umfassende Gemeinschaft der Wissenschaften,
die bei aller Vielfalt der Gegenstände, Ziele und Methoden
durch Anspruch und Strenge der Arbeit gekennzeichnet ist.
Dieses Umhülltsein des Einzelnen von der Gemeinschaft der
Wissenschaft betreibenden und ihrer Kollegialität, gibt viel
Kraft und wird besonders dankbar empfunden in unserer Zeit, wo
Universität als Kultur- und Bildungsinstitution trotz aller
gegenteiligen Bekundung bedroht ist durch partikuläre Interessen
der Berufsbildung, durch das Verlangen nach unmittelbarer Brauchbarkeit
auch der Forschung. Ein Nützlichkeitsanspruch der zur Verengung
der Ausbildung führt, zielt zu kurz, er befriedigt zwar partiell
und kurzfristig akuten Bedarf, schafft aber langfristig "Nichtvermittelbare".
Jungius hat mit der Gründung der ersten (wenn auch kurzlebigen)
deutschen wissenschaftlichen Gesellschaft schon vor 400 Jahren
die Fachgrenzen durchlässig gemacht und als gemeinsames Ziel
formuliert, die Argumentation von der Sophistik, also von Trugschlüssen
und Spitzfindigkeiten zu befreien. (Nur schade, dass er die Politik
nicht als Wissenschaft einschloss). Im Sinne von Verwissenschaftlichung
hat er selbst ja durch Neudefinition der Elemente Grundlagen der
modernen Chemie gelegt. Aber Jungius war eben nicht nur ein Wissenschaftler
der - so beschreib es Kangro - Experimente und Gedanken zur Begründung
der Chemie als Wissenschaft erörterte, sondern er war auch
Philosoph, Arzt, Botaniker und Mathematiker der über den
Aufbau der Materie, die Ordnung der Elemente, zur Isometrie und
zu Strukturfragen Überlegungen anstellte. Er war auch ein
Lehrer. Ihm haben wir ganz offensichtlich viel zu verdanken und
es ehrt, die nach ihm benannte Medaille besitzen zu dürfen.
In der Zeit meiner Zugehörigkeit zu unserer Gesellschaft
habe ich intern nur wenig mitwirken können. Aber ich war
ein dankbarer Nutznießer. Die Lektüre unserer Schriften
hat mir für meine Arbeit viel Anregung und Richtschnur gegeben,
sei es Thielickes "Vernunft und Existenz bei Lessing"
mit aufbauender persönlicher Widmung, sei es neuesten Datums
die von Bromm und unserem Präsidenten herausgegebene "Neurobiologie
und Philosophie zum Schmerz". Der Auftrag der Akademien (auch
der vom Wissenschaftsrat kürzlich angemahnte) wird erfüllt,
wenn in einem Tagungsband "
neurobiologische, psychologische
und philosophische Aspekte von Persönlichkeitsentwicklung
und Lernverhalten zur Sprache (kommen) ebenso wie volkswirtschaftliche,
finanzielle und soziale Faktoren, die das Verhalten des Einzelnen
in seiner Umwelt bestimmen."
Ich durfte Ihnen die Gründe meiner Dankbarkeit offen legen.
Erlauben Sie mir, noch eine Schlussbemerkung an das hoch zu ehrende
Ehepaar Greve zu richten:
Das verehrte Ehepaar Greve ist nicht die Joachim Jungius-Gesellschaft,
die die Medaille verleiht, aber ohne das Ehepaar Greve und sein
Gemeinsam, wäre die Joachim Jungius-Gesellschaft nicht das,
was sie ist und wird. Lassen Sie mich auch für dieses Mäzenatentum
laut und deutlich Dank sagen in Erinnerung an ein Frühstück
in ihrem Büro, Herr Professor Greve, Ende 1978 oder im Frühjahr
1979, mit Gesprächsthema Förderung von Wissenschaft
und Forschung. Sie, verehrter Herr Greve, taten, was der Senator
wollte aber nicht konnte.