Danksagung
von Professor Dr. Hans Georg Niemeyer
Herr Präsident, liebe Kolleginnen und Kollegen der Joachim Jungius-Gesellschaft, verehrte Gäste!
Ich bedanke mich für diese schöne Auszeichnung! Und
ich bitte darum, meine tiefempfundene Dankbarkeit hier noch mit
ein paar Sätzen begründen zu dürfen:
Wenn einer, der eine längst vergangene und zerstörte
Kultur oder gar eine sogenannte Randkultur wie die der Phönizier
und Karthager anhand der von ihr hinterlassenen ruinösen
Immobilien, anhand der einst achtlos weggeworfenen Scherben -
und anhand von wenigen, meist unvollkommen erhaltenen Andachtsbildern
erforscht, mit anderen Worten: wenn ein praktizierender Archäologe
unvermutet in einen kleinen Kreis von Gelehrten berufen wird,
in dem das Feld der historischen Kulturwissenschaften von solchen
Heroen wie dem Kunsthistoriker Erwin Panofsky und dem klassischen
Philologen Bruno Snell abgesteckt worden ist, dann soll es ihm
wohl zuallererst die Sprache verschlagen. So jedenfalls erging
es mir, als ich zum ersten Mal aus dem Munde unseres Präsidenten
von der ehrenvollen Auszeichnung erfuhr, die die Mitglieder der
Joachim Jungius-Gesellschaft für mich beschlossen hatten.
Ich mochte es zuerst nicht fassen. Umsoweniger als Archäologe,
als Vertreter einer Hilfswissenschaft der Geschichte!
Gewiß, ein Archäologe, zumal wenn er die »Spaten-Forschung«
betreibt, hat das große Privileg, eine allgemein zugängliche,
verständliche und in diesem Sinne öffentliche Wissenschaft
zu vertreten. Einem jeden leuchtet es ein, daß im Boden
unter unseren Füßen Zeugnisse unserer Vergangenheit
verborgen sind, die unser Wissen von der Geschichte bereichern
können. Diese Zeugnisse mit Picke und Schaufel - oder Spachtel
und Pinsel auszugraben, das ist eine Arbeit, von der ein jeder
annähernd weiß, wie sie gemacht wird, und die wohl
ein jeder sich zutrauen würde, sie selbst tun zu können.
Und weil die zutage geförderten Gegenstände wiederum
so anschaulich sind und für jedermann zu begreifen, wird
aus der Archäologie plötzlich so etwas wie eine »Geschichte
zum Anfassen«, so wie die archäologische Ausgrabung
als »Forschung zum Anfassen« wahrgenommen wird: für
jedermann nachvollziehbar, entsprechend medienwirksam. -
Doch dies ist es ja kaum, was mir die besondere Anerkennung heute
eingetragen hat, und so hatte ich mir zuerst vorgenommen, jetzt
mein curriculum ein wenig kritisch zu durchmustern. Das hat man
mir ausgeredet und sicher mit Recht, denn meine Rede würde
zu lang! Soviel aber sei doch gesagt und ist auch in der soeben
vernommenen laudatio angeklungen: in meiner wissenschaftlichen
vita habe ich gewiß mehrfach und in verschiedene Richtungen
die Grenzen der etablierten »Klassischen Archäologie«
überschritten. Mich gerade darin von der Joachim-Jungius-Gesellschaft,
dieser gelehrten Gemeinschaft geistiger Freiheit und wissenschaftlicher
Toleranz, akzeptiert und anerkannt zu finden, ist heute für
mich eine besonders beglückende Erfahrung.
Mit großer Dankbarkeit erinnere ich mich daran, wie ich
vor nunmehr 15 Jahren - damals auf Vermittlung von Wolfgang Walter
- vor der Jungius-Gesellschaft über die Ergebnisse der ersten
Kampagnen der Hamburger Grabung in Karthago und meine Forschungen
zu den Phöniziern im Mittelmeerraum berichten konnte. Bald
danach in den Kreis der Mitglieder aufgenommen, empfand ich es
als großartiges Geschenk und ebenso als überwältigendes
Zeichen der Anerkennung, daß die Jungius-Gesellschaft den
Band über »Archäologische Studien in Kontaktzonen
der antiken Welt«, in dem sich mein eigenes Forschungsinteresse
vielfältig spiegelt, so hilfreich in ihre Veröffentlichungen
aufnahm. Meine tiefe Dankbarkeit für diese mannigfache Zustimmung
und Förderung einmal öffentlich bekunden zu können,
ist für mich hier und heute, so scheint es, ein guter Anlaß.
Und es sei mir erlaubt, manche ungenannten Helfer und Förderer
in meinen Dank einschließen, nicht zuletzt in der Universität
Hamburg und in ihrem Umkreis, und in der Deutschen Forschungsgemeinschaft.
Vor allem viel glückliche Fügung, so meine ich, ist
der Grund dafür, daß ich heute an diesem Pult stehen
darf, nicht so sehr als ein bene emeritus, sondern vielmehr als
ein felix und fortunatus! Die Joachim Jungius-Medaille nehme ich
zum Beweis dieses geschenkten Glücks.
Nochmals: Danke!