Tätigkeiten und Perspektiven

Aktuelles


Laut Satzung wird die Ordentliche Mitgliedschaft an Persönlichkeiten verliehen, „die in Wissenschaft und Forschung durch herausragende Leistungen hervorgetreten sind“. Die Zahl der Ordentlichen Mitglieder ist auf 80 begrenzt. Mitglieder, die das 70. Lebensjahr vollendet haben, werden darin nicht mitgezählt, so dass die stetige Ergänzung durch die Zuwahl jüngerer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler offen steht. Der Schwerpunkt des Mitgliederbestandes liegt in Hamburg und Schleswig-Holstein. Das darüber hinaus erforderliche Maß an Überregionalität wird durch eine größere Zahl Korrespondierender Mitglieder gewährleistet..
Die Gesellschaft wird geleitet durch ihren Präsidenten, den Vizepräsidenten (Präsidium) und den Vorstand. Die Gesamtheit der Mitglieder bildet das Plenum.

Schwerpunkte der gegenwärtigen Tätigkeit sind insbesondere:

– Öffentliche Akademievorlesungen: Bei den Vortragenden handelt es sich jeweils um herausragende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des In- und Auslandes. Neben den Angehörigen der Universität und weiterer Hochschulen in Hamburg wird ein breit gestreuter Interessentenkreis dazu eingeladen, außerdem werden die Veranstaltungen öffentlich bekannt gemacht. Manche von ihnen werden im Zusammenwirken mit wissenschaftlichen Vereinen/Gesellschaften in Hamburg ausgerichtet. Wenn möglich, werden die Öffentlichen Akademievorlesungen anschließend auch veröffentlicht.

Neuere Beispiele dafür sind: „Naturforschung und Meßkunst - Spuren Goethescher Denkart in der frühen Quantentheorie“ (2000); „Europa und die Migration am Ende des 20. Jahrhunderts“ (2000); „Soziale Integration, Gesundheit und Lebenserwartung“ (2002).; „Die Wahrnehmung des Fremden im Alten Griechenland“ (2003); „Krebs - Krankheit ohne Hoffnung?“ (2003); „Johann Sebastian Bach im Wien der Schubert-Zeit“ (2004). (Siehe auch: Veröffentlichungen).

– Vorausschauend sind in mehrtägigen Symposien oder Tagungen wiederholt Themen behandelt worden, noch ehe deren Bedeutung und damit Aktualität öffentlich geworden war.

Beispiele: „Der Grenzbereich zwischen Leben und Tod“ (1975); „Die nichteheliche Lebensge-meinschaft“ (1977); „Klimaänderungen, Mensch und Lebensraum“ (1979); „Die Scheidungswaisen“ (1991); „Vereinigtes Europa und nationale Vielfalt – ein Gegensatz?“ (1993); „Glaubenskriege in Vergangenheit und Gegenwart“ (1996); „Staatsüberschuldung“ (1996); „‘Vae victis!’ – Über den Umgang mit Besiegten“ (1997); „Freiheit, Gleichheit, Selbständigkeit – Die Aktualität der Rechtsphilosophie Kants für die Gerechtigkeit in der modernen Gesellschaft“ (1998); „Forschungsfreiheit und ihre ethischen Grenzen“ (2001)); „Herausforderungen der Globalisierung“ (2003); „Neurobiologie und Philosophie zum Schmerz“ (2004). (Siehe auch: Veröffentlichungen).

– Die Mitglieder halten regelmäßig Wissenschaftliche Sitzungen ab. Bevorzugt werden Themen, die einer transdisziplinären Erörterung bedürfen. Hieraus haben sich inzwischen über 70, teils umfangreiche wissenschaftliche Arbeiten ergeben, die in der 1982 gegründeten Reihe "Berichte aus den Sitzungen" veröffentlicht worden sind.

Beispiele: "Die Haverei in den mittelalterlichen deutschen Seerechtsquellen" (1985); "Der totale Rechtsstaat" (1986); "Sieben Grundbegriffe der antiken Staatsphilosophie und ihre Bedeutung für die Gegenwart" (1986); "Zur Geschichte der deutschen Rechts- und Gesetzessprache" (1987); "Kulturemtheorie. Ein Beitrag zur Sprachverwendungsforschung" (1988); "Heidnische Opferplätze im frühgeschichtlichen Europa nördlich der Alpen. Die archäologische Überlieferung und ihre Deutung" (1989); "Formale Modelle, Spieltheorie und künstliche Intelligenz" (1991); "Grundelemente privatrechtlicher Ordnung und sozialistischer Rechtssysteme" (1991); "Thomas Müntzer in neuer Sicht" (1991); "Antike Götter und christlicher Glaube" (1992); "Mauerschützen" (1993); "Über Volksrichterkarrieren" (1995); "Flumen Albis. Die Elbe in Politik und Literatur der Antike" (1997); "Hellas in Deutschland. Darstellungen der Gräzistik im deutschsprachigen Raum aus dem 16. und 17. Jahrhundert" (1998); "Heideggers Tragödie - Bemerkungen zur Bedeutung seiner Philosophie" (1999); " ,Ich bin nicht Goethe'. Johann Gottfried Herder und die Antike" (1999); "Wissenschaft und Technik in den Satiren des Varro" (2000); "Unternehmenskontrolle (Corporate Governance)" (2000); "Imago Dei – Die Würde des Menschen im biblischen Text" (2000); "Die Zeit - Gedanken eines Geologen" (2001); "Der Philologe und sein Text in Handschrift, Buch und Datenbank“ (2002); „Text - Bild - Musik. Zur Orgelspielerin im Maler Nolten“ (2002); „Das Seerecht der Hanse (1365-1614). Vom Schiffordnungsrecht zum Seehandelsrecht“ (2003); „Hans Gerhard Creutzfeldt (1885-1964) - klinischer Neuropathologe und Mitbegründer der biologischen Psychiatrie“ (2003); „Im Erdaltertum ausgestorbene Riesen-Gliederfüßer und die Entdeckung überlebender Kleinformen“ (2004). (Siehe auch: Veröffentlichungen).

– Arbeitsvorhaben werden in der Regel von fachlich kompetenten Kommissionen betreut, an denen auch auswärtige Mitglieder sowie andere Sachverständige beteiligt sind. Die Arbeit an Projekten dieser Art erstreckt sich über mehrere Jahre, unterliegt aber in jedem Falle einer zeitlichen Begrenzung. Beschränkte Eigenmittel haben hier bislang Grenzen gesetzt. Um so erstaunlicher ist, was trotz der stets schmal gewesenen Basis bewirkt werden konnte und in den Veröffentlichungen der Gesellschaft Niederschlag gefunden hat.

Beispiele für erfolgreich tätig gewesene bzw. z. Zt. tätige Kommissionen: Kommission für Neontologie und Paläontologie, Jungius-Kommission, Kommission: Edition einer kommentierten Gesamtausgabe der Briefe von C. Ph. E. Bach, Kommission Philosophie des Psychischen, Reimarus-Kommission, Matthias Claudius-Kommission.

– Die Bedeutung der Gewährung von Stipendien und von Beihilfen zu Auslandsaufenthalten für hochgegabte Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Wegen fehlender Mittel war das bislang nur in wenigen Fällen möglich – jedoch stets mit ausgezeichnetem Erfolg.
– Die Jahresfeiern bieten Gelegenheit, der Öffentlichkeit gegenüber Rechenschaft abzulegen sowie künftige Vorhaben und Perspektiven darzustellen. Der Festvortrag wird jeweils von einem Mitglied der Gesellschaft gehalten.
Im Rahmen der Jahresfeiern erfolgen Ehrungen durch Verleihung der Joachim Jungius-Medaille in Anerkennung herausragender Leistungen in Wissenschaft und Forschung. Demgegenüber werden Akademie-Preise vorrangig an Nachwuchswissenschaftler vergeben, die Hervorragendes geleistet haben: Der Joachim Jungius-Preis besteht aus einer Urkunde und einem Geldbetrag. Dasselbe gilt für den Förderpreis der Hamburgischen Stiftung für Wissenschaften, Entwicklung und Kultur Helmut und Hannelore Greve, dessen Vergabe an zumeist mehrere Preisträger auf Vorschlag der Gesellschaft erfolgt.

Prinzipiell entsprechen die hier dargestellten Tätigkeiten denjenigen der sieben bereits in Deutschland bestehenden Akademien der Wissenschaften:

Akademie der Wissenschaften in Göttingen
Bayerische Akademie der Wissenschaften, München
Heidelberger Akademie der Wissenschaften
Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz
Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften, Düsseldorf
Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin

Über die Union der deutschen Akademien der Wissenschaften steht die Joachim Jungius-Gesellschaft mit diesen in Kooperation und im Literaturtausch, außerdem direkt mit der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, Halle. Wenn die Tätigkeiten und Leistungen der Joachim Jungius-Gesellschaft der Wissenschaften überregionale Anerkennung, auch bei den etablierten Akademien, gefunden haben, so ist dieses Niveau durch den besonderen persönlichen Einsatz der Mitglieder, der Förderer, der Geschäftsstelle und des Präsidiums erarbeitet worden. Das Präsidium selbst ist ehrenamtlich tätig und die Mitglieder bringen in vielfacher Weise die Arbeitsvoraussetzungen ihrer Institute und Fachbereiche/Fakultäten zur Erfüllung der Aufgaben der Gesellschaft ein.
In den Öffentlichen Akademievorlesungen, in der Auszeichnung von Jungwissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern und in den Themen der wissenschaftlichen Symposien versucht die Joachim Jungius-Gesellschaft in disziplinübergreifender wissenschaftlicher Arbeit Beiträge zur wissenschaftlichen Nachwuchsförderung und zur wissenschaftlichen Öffentlichkeitsarbeit zu erbringen. Auch darin ist die Gesellschaft auf eine enge Kooperation mit den wissenschaftlichen Hochschulen und Forschungsinstituten angewiesen, an denen die Mitglieder tätig sind. Diese soll weiter ausgebaut und vertieft werden.

Abschluss der Vorbereitung zur Gründung der Akademie der Wissenschaften in Hamburg

Die zu Beginn des Jahres 2002 auf Initiative der Behörde für Wissenschaft und Forschung (heute: Behörde für Wissenschaft und Gesundheit) der Freien und Hansestadt Hamburg aufgenommenen Vorbereitungen für die Gründung einer Akademie der Wissenschaften aus der Joachim Jungius-Gesellschaft sind im Berichtsjahr in die abschließende Phase gelangt. Es fanden weitere Arbeitstreffen der Behörde für Wissenschaft und Forschung mit dem Vorstand der Joachim Jungius-Gesellschaft zur Struktur der künftigen Akademie und zur Ausgestaltung des bei ihr einzurichtenden Wissenschaftskollegs statt, in dem Gast- und Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler an umschriebenen Akademievorhaben mitwirken. In seiner Regierungserklärung vom 31. März 2004 vor der Hamburgischen Bürgerschaft hat der Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg, Herr OLE FREIHERR VON BEUST, im Kapitel Wissenschaft die Errichtung der Akademie der Wissenschaften im Regierungsprogramm festgeschrieben. Im Sommer 2004 machte das Ehrenmitglied der Joachim Jungius-Gesellschaft, Herr Honorargeneralkonsul Professor Dr. HELMUT GREVE, zusammen mit seiner Gattin, Frau Professor Dr. HANNELORE GREVE, die Errichtung der Akademie der Wissenschaften in Hamburg durch eine großzügige Schenkung zur Finanzierung des Akademie-Grundetats in der Startphase möglich. Der Vorstand der Joachim Jungius-Gesellschaft dankte dem Ehepaar Professor GREVE dafür in einer herzlichen Feier. Noch im August 2004 beschloss der Senat der Freien und Hansestadt Hamburg einstimmig, den Gesetzesentwurf zur Errichtung der Akademie der Bürgerschaft zuzuleiten. Schon eine Woche nach der ersten Lesung in der Bürgerschaft empfahl der Wissenschaftsausschuss der Bürgerschaft nach Anhörung auch der Joachim Jungius-Gesellschaft einstimmig die Weiterleitung an den Haushaltsausschuss, und wenige Tage vor Weihnachten 2004 verabschiedete die Bürgerschaft das Errichtungsgesetz einstimmig. Damit war die Akademie der Wissenschaft in Hamburg als Körperschaft Öffentlichen Rechts formal errichtet.
Die personelle Gründung der Akademie, nämlich die Berufung der ersten bis zu dreißig Ordentlichen Mitglieder der Akademie (davon fünfzehn auf Vorschlag der Jungius-Gesellschaft), oblag laut Errichtungsgesetz einer dazu von der Behörde für Wissenschaft und Gesundheit einzuberufenden Gründungskommission. Ihr gehörte der Präsident der Joachim Jungius-Gesellschaft ex officio an.
Die Joachim Jungius-Gesellschaft der Wissenschaften, die diese Entwicklungen mit getragen und nach Kräften befördert hat, sieht mit Erwartung dem Zeitpunkt entgegen, zu dem die Akademie der Wissenschaften in Hamburg ihre Tätigkeit entfalten und die Förderung der Wissenschaft und der wissenschaftlichen Öffentlichkeitsarbeit in der Region auf eine neue Ebene stellen wird.