Gründung

Die Joachim Jungius Gesellschaft der Wissenschaften e. V. ist vor 58 Jahren, am 9. Mai 1947, also in schwerer Zeit, im Zusammenwirken mit der Freien und Hansestadt Hamburg von Wissenschaftlern aus unterschiedlichen Fachrichtungen gegründet worden. Im Einvernehmen mit dem damals zuständigen Senator Dr. Heinrich Landahl ging die Initiative hierfür von einer Gruppe bedeutender Wissenschaftler der Universität Hamburg aus, den Professoren Dr. Carl Georg Heise, Dr. Pascual Jordan, Dr. Adolf Meyer-Abich, Dr. BRUNO SNELL, Dr. Franz Termer und Dr. Emil Wolff.
Zweck der Gesellschaft war von Anfang an das Bestreben, den Dialog zwischen Vertretern unterschiedlicher Fächer, insbesondere zwischen Geistes- und Naturwissenschaften, anzuregen, zugleich aber auch Forschungsarbeiten materiell und durch kompetente wissenschaftliche Begleitung zu fördern.
Bereits der Namensgeber der Gesellschaft steht für dieses Programm: Joachim Jungius, geboren am 1. November 1587 in Lübeck und gestorben am 3. November 1657 in Hamburg, war nach Studienjahren in Rostock, Gießen und Padua ab 1629 Rektor des Johanneums und Professor der Logik und Naturlehre am Akademischen Gymnasium in Hamburg. Wie im folgenden Abschnitt näher zu erläutern sein wird, ist die Gesellschaft dem weit gefächerten Ansatz ihres Namenspatrons und Universalgelehrten im Grundsatz treu geblieben.
Als es im Mai 1947 zur Konstituierung der Gesellschaft gekommen war, entsprachen die Gründungsmitglieder dem zu dieser Zeit nachhaltig ausgeprägten Bedürfnis nach geistiger Rückbesinnung und Neuorientierung. Während Prof. Dr. Meyer-Abich bereits damals, mit Weitblick, die Gründung einer Hamburger Akademie der Wissenschaften anvisiert hatte, wurde ein bescheideneres Konzept verwirklicht, entsprechend der erklärten Absicht Landahls, „der Wissenschaft und Forschung in unserer Zeit die Stütze und Hilfe zu geben, die sie brauchen, um ihre wichtige Funktion erfüllen zu können“. Erste eigene wissenschaftliche Vorhaben wurden in Gang gesetzt. Projektbezogene Forschungsförderung konnte in bescheidenem Umfange, vielfach in Kooperation mit der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung, betrieben werden. Daneben spielten bereits damals Tagungen und Symposien sowie Einzelvorträge zu aktuellen Themen eine herausragende Rolle. Mitglieder der Universität wurden ebenso einbezogen wie die interessierte Öffentlichkeit. Hierbei bewährte sich die enge Zusammenarbeit mit in Hamburg bereits existierenden wissenschaftlichen Vereinen (Naturwissenschaftlicher Verein, Geographische Gesellschaft, Mathematische Gesellschaft, Verein für Hamburgische Geschichte, Verein Deutscher Ingenieure).


Entwicklung von 1947-2005

Die Joachim Jungius-Gesellschaft der Wissenschaften ist in den 58 Jahren ihres Bestehens nicht nur auf dem durch ihre Gründer vorgezeichneten Weg fortgeschritten. Ungeachtet stets äußerst knapper Zuwendungen seitens des Staates hat sie sich weiter entfaltet und hierbei immer wieder beachtliche Fähigkeit zu Innovationen gezeigt.
Es gelang der Gesellschaft auch, zunehmend Funktionen einer Akademie der Wissenschaften wahrzunehmen. Das gilt mit Blick auf eigene, von Fachkommissionen geleitete Arbeitsvorhaben, interdisziplinäre Tagungen und Symposien. Diese Veranstaltungen sowie die Beiträge der Mitglieder zu den regelmäßig abgehaltenen Wissenschaftlichen Sitzungen haben ihren Niederschlag in mehr als 160 Veröffentlichungen gefunden. Über Hamburgs Grenzen hinaus gewann die Gesellschaft zunehmend an Ansehen – auch bei den bereits bestehenden Akademien der Wissenschaften in Deutschland. In Anpassung an diese Entwicklung erfolgte im Jahre 1981 eine Neufassung der Satzungder Gesellschaft, die im Grundsatz bereits den Statuten einer Akademie glich.

Vergleichbare Zielvorstellungen hatten im Jahre 1950 in Nordrhein-Westfalen zur Gründung einer der Joachim Jungius-Gesellschaft ähnlichen Einrichtung Veranlassung gegeben. Während in Hamburg der status quo des Jahres 1947 bis heute formal unverändert geblieben ist, wurden in Düsseldorf bereits 1970 positive Konsequenzen gezogen und die "Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften"aus der Vorgängergesellschaft errichtet.

Durch Zuwahl von Mitgliedern aus Schleswig-Holstein weitete die Gesellschaft ihre Aktivitäten über Hamburgs Grenzen hinaus aus. Sogleich nach dem Fall der innerdeutschen Grenze wurden interdisziplinäre Symposien in Rostock, Wismar, Greifswald, Schwerin und Hamburg veranstaltet und auf diesem Wege direkte Kontakte auch mit Wissenschaftlern in Mecklenburg-Vorpommern aufgenommen. Heute zählt die Gesellschaft auch Professoren der Universitäten Rostock und Greifswald sowie aus Schwerin zu ihren Ordentlichen Mitgliedern. So betreut die Joachim Jungius-Gesellschaft der Wissenschaften im Rahmen ihrer Möglichkeiten schon heute in Akademieform die einzige bisher ohne Regionalakademie gebliebene Region in Deutschland. Wie im Jahresbericht 2001 angemerkt war, haben der Präsident der benachbarten "Akademie der Wissenschaften in Göttingen" und der Vorsitzende der "Konferenz der Deutschen Akademien der Wissenschaften" in schriftlichen Stellungnahmen darauf hingewiesen, daß der derzeitigen Unzulänglichkeit durch die Gründung einer Akademie der Wissenschaften im Norden Deutschlands dringlich abgeholfen werden sollte. Zuletzt hat der Vorsitzende der Union der Deutschen Akademie der Wissenschaften zur Jahresfeier 2002 der Joachim Jungius-Gesellschaft ihre schon heute akademietypischen Funktionen und Leistungen hervorgehoben.