Horst Gronemeyer
Der Philologe und sein Text in Handschrift, Buch und Datenbank
Jahrgang 20, Heft 1, 24 Seiten, kart., (ISBN 3-525-86313-6), EURO 4,90.

In der Geschichte der Überlieferung von Texten sind drei große Wendepunkte zu verzeichnen: Die Erfindung der Schrift, der Druck mit beweglichen Lettern und die Bereitstellung von digitalisierten Texten in Datenbanken. Der Philologe, dessen höchstes wissenschaftliches Ziel es ist, den Willen des Autors eines Textes zu erkennen und zu offenbaren, hat sich mit den unterschiedlichsten Gegebenheiten handschriftlicher, gedruckter und elektronischer Überlieferung auseinanderzusetzen. Wichtige Voraussetzungen seiner Arbeit sind Textsicherheit, Bestandssicherung und Texterschließung. Während bei handschriftlicher und gedruckter Überlieferung die Bestandssicherung und die katalogisierende Texterschließung heutzutage vorwiegend Aufgaben öffentlicher Bibliotheken und Archive sind und die Textsicherheit für den Philologen durch das Rüstzeug der Paläographie und der analytischen Druckforschung in der Regel kein Problem darstellt, bringen die Publikationen im Internet neue Herausforderungen mit sich. Ihre dauerhafte Bereitstellung und Archivierung sind ebensowenig gewährleistet wie ihre angemessene Erschließung. Ein besonders schwerwiegendes Problem ist das der Textsicherheit, da die leichte Veränderbarkeit oft keinen fixierten und damit zitierfähigen Textstatus bietet, der eine verläßliche Grundlage für einen wissenschaftlichen Diskurs ermöglicht. Es bedarf der intensiven Bemühungen aller am Publikationsprozeß Beteiligten, der Autoren, der Verleger, der Buchhändler, der Bibliotheken und Archive, um befriedigende Lösungen für die Zukunft zu schaffen.