Kurt Pawlik / Dorothea Frede
Forschungsfreiheit und ihre ethischen Grenzen
Veröff. der Joach. Jungius Ges., Nr. 93, 132 Seiten,
kart., (ISBN 3-525-86315-2), EURO 19,90.
Dass sich die Wissenschaften nicht in einem moralfreien Raum
der reinen Wahrheitsfindung bewegen und über alle ethische
Kritik erhaben sind, ist eine Erkenntnis, die in den letzten beiden
Jahrhunderten immer wieder Anlaß zur Selbstbesinnung unter
Wissenschaftlern wie auch zu Forderungen nach einer Überprüfung
der ethischen Prinzipien und öffentlicher Kontrolle gab.
War die Konferenz der Joachim Jungius-Gesellschaft vom 18. und
19. 10. 2001 ursprünglich als eine allgemeine theoretische
Diskussion der ethischen Grenzen der Forschung geplant, so stand
sie jäh im Zeichen der aktuellen Kontroverse über die
Vereinbarkeit der Forschung an embryonalen Stammzellen mit Menschlichkeit
und Menschenwürde, die seitdem zwischen Vertretern der Forschung,
den gesetzgebenden Organen und einer engagierten Öffentlichkeit
ausgetragen wird. Angesichts der Unterschiedlichkeit der Grundüberzeugungen,
Werte und Interessen der verschiedenen Parteien ist eine dauerhafte
Lösung auch für die Zukunft kaum zu erwarten, sondern
erhöht den Bedarf an kritischer Reflexion über strittige
Werte wie auch an sachlicher Information über Möglichkeiten,
Methoden und Ziele der Forschung an den Grundlagen des menschlichen
Lebens.
Die Vorträge der Tagungsteilnehmer verfolgen angesichts dieser
Problemlage im wesentlichen zwei Ziele. Sie dienen einerseits
der Erhellung der ethischen und wissenschaftlichen Grundbegriffe
und Grundprinzipien der Kontroverse, wie etwa der weiterhin umstrittenen
Definition von menschlichem Leben, der Forderung nach Achtung
der Menschenwürde und der Frage ihrer Vereinbarkeit mit den
Bedingungen der neuen Forschungsmöglichkeiten. Andererseits
entwerfen sie konstruktive Vorschläge für den Umgang
der Wissenschaften mit der stets wachsenden Verantwortung, die
mit der für Laien undurchsichtigen Komplexität der Forschungsgegenstände
einhergeht.